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Mindestens 55 Tote bei Großbrand in Hongkong - Mehr als 250 Menschen vermisst
Bei dem verheerenden Großbrand in einer Wohnanlage in Hongkong sind nach neuen Angaben mindestens 55 Menschen ums Leben gekommen. Die Rettungskräfte suchten am Donnerstag weiter nach mehr als 250 Vermissten in den von dem Feuer erfassten Hochhäusern. Drei Mitarbeiter einer Baufirma wurden im Zusammenhang mit dem Brand festgenommen. Die Behörden ordneten an, die Sicherheit auf allen größeren Baustellen in der Millionenmetropole zu überprüfen.
Das Feuer in dem Wohnkomplex Wang Fuk Court im nördlichen Stadtteil Tai Po hatte sich am Mittwoch über Baugerüste aus Bambus ausgebreitet und rasch auf mehrere Hochhäuser übergegriffen. In vier Hochhäusern seien die Brände gelöscht und in drei weiteren unter Kontrolle gebracht worden, teilte die Feuerwehr am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) mit. Nur einer der insgesamt acht Wohntürme sei verschont geblieben.
Bei der schlimmsten Brandkatastrophe in Hongkong seit Jahrzehnten kamen mindestens 55 Menschen ums Leben, wie die Feuerwehr gut 24 Stunden nach Ausbruch des Brandes mitteilte. 51 Menschen seien am Brandort gestorben, vier weitere seien im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen erlegen. Unter den Opfern war auch ein Feuerwehrmann, der bei den Löscharbeiten den Kontakt zu seinen Kollegen verloren hatte.
Nach Behördenangaben wurden 61 Verletzte in Krankenhäusern behandelt. 15 von ihnen schwebten demnach in Lebensgefahr und 27 wurdem schwer verletzt.
Die Einsatzkräfte der Feuerwehr durchkämmten die Hochhäuser am Donnerstag auf der Suche nach vermissten Bewohnerinnen und Bewohnern. Der Regierungschef der chinesischen Sonderverwaltungszone, John Lee, hatte auf einer Pressekonferenz am frühen Donnerstagmorgen von 279 Vermissten gesprochen. Nach Angaben der Feuerwehr konnten einige von ihnen inzwischen aber ausfindig gemacht werden.
Dem Vize-Feuerwehrchef zufolge breiteten sich die Flammen aufgrund des Windes und herumfliegender Trümmerteile rasend schnell aus. Nach seinen Angaben konnten einige Stockwerke wegen der extrem hohen Temperatur am Brandort zunächst nicht erreicht werden.
Mehrere Bewohner des Gebäudekomplexes Wang Fuk Court, der fast 2000 Wohnungen umfasst, sagten der Nachrichtenagentur AFP, sie hätten keinen Feueralarm gehört. Stattdessen hätten sie von Tür zu Tür gehen müssen, um Nachbarn zu warnen. "Klingeln, an Türen klopfen, die Nachbarn alarmieren, ihnen sagen, sie sollen gehen - so war die Situation", sagte ein Anwohner.
Zahlreiche Menschen versammelten sich in der Nähe der Wohnanlage zu einer spontanen Hilfsaktion für Bewohner und Feuerwehrleute. Die Behörden richteten Notunterkünfte für die aus den Hochhäusern evakuierten Anwohner ein.
Die Behörden leiteten Ermittlungen zur Ursache des Großbrands in der Wohnanlage ein, die gerade einer umfassenden Instandsetzung unterzogen wurde. Für die Bauarbeiten waren an den Fassaden Bambusgerüste aufgebaut, die mit Kunststoffnetzen umhüllt waren. Die Polizei nahm drei Männer fest, die verdächtigt werden, brennbare Verpackungen auf der Baustellte zurückgelassen zu haben. Ihnen wird demnach "grobe Fahrlässigkeit" zur Last gelegt.
Hongkongs Anti-Korruptions-Behörde leitete ebenfalls Ermittlungen ein, "um mögliche Korruption im Zusammenhang mit dem Großprojekt zur Renovierung der Wohnanlage Wang Fuk Court" zu untersuchen.
Die Regierung ordnete zudem eine Überprüfung aller Großbaustellen in Hongkong an. "Die Regierung hat unverzüglich Inspektionen aller Wohnsiedlungen in der Stadt angeordnet, in denen größere Reparaturarbeiten durchgeführt werden, um die Sicherheit von Gerüsten und Baumaterialien zu überprüfen", erklärte Regierungschef Lee.
In Hongkong stehen einige der bewohnerreichsten und höchsten Wohnblöcke der Welt. Früher gehörten tödliche Feuer zum Alltag, insbesondere in ärmeren Stadtvierteln. In den vergangenen Jahrzehnten wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft, sodass Brände in Wohngebieten heute viel seltener vorkommen.
W.Nelson--AT