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Mehr Rentner als je zuvor auf Sozialhilfe angewiesen - vor allem Frauen
Renten steigen dieses Jahr stärker als erwartet
Die rund 21 Millionen Rentner in Deutschland können sich auf ein deutliches Plus bei ihren Altersbezügen im Juli einstellen. "Die Renten steigen um 5,35 Prozent im Westen und um 6,12 Prozent im Osten", sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Dienstag. Die Anhebung fällt damit stärker aus als zunächst erwartet - und das obwohl die "Ampel" den Nachholfaktor wiedereinführt, der das Plus dämpft.
Heil sprach von einer "guten Nachricht für die Menschen, die durch ihre Arbeit jahrelang den Laden am Laufen gehalten haben". Gerade angesichts steigender Preisen und der internationalen Krisenlage sei es wichtig zu sehen, dass das deutsche Rentensystem funktioniere, sagte Heil. "Die Entwicklung der Renten darf nicht von der Entwicklung der Löhne abgekoppelt werden."
Für eine Rentnerin oder einen Rentner mit 1000 Euro im Monat bedeutet die Erhöhung die ab Juli 53,50 Euro mehr im Monat. In Ostdeutschland ist es ein Plus von 61,20 Euro. Die Rentenerhöhung fallen im Osten wegen der gesetzlich verankerten Anpassung an das Westniveau stets etwas höher aus als im Westen.
"Es wird eine der höchsten Rentenanpassungen in Deutschland seit Einführung der Rentenversicherung geben", erklärte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung (DRV), Gundula Roßbach. Dadurch werde die zu erwartende hohe Preissteigerung abgemildert.
Die Erhöhung sei "ein wichtiges Signal", erklärte der Präsident des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Adolf Bauer. Gleichzeitig sei sie "vor dem Hintergrund der Inflation und gestiegener Energiepreise eine schlichtweg lebensnotwendige Anpassung".
Mit der angekündigten Steigerung fällt das Rentenplus deutlich höher aus als bislang erwartet. Im November vergangenen Jahres war noch von einer Erhöhung um 4,4 Prozent die Rede gewesen. Das Plus in diesem Jahr würde aber sogar noch höher ausfallen, wenn die "Ampel" nicht den so genannten Nachholfaktor wiedereinführen würde.
Der Faktor sorgt für eine Minderung der Erhöhung, wenn im Vorjahr wegen der Rentengarantie eine eigentlich anstehende Kürzung ausgeblieben war. Dies war im vergangenen Jahr im Westen wegen der Corona-Pandemie der Fall.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte die Wiedereinführung des Nachholfaktors, der von der großen Koalition ausgesetzt worden war. "Angesichts massiv steigender Preise ist diese Rentenerhöhung dringend nötig", erklärte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. "Dennoch bleibt es falsch, dass sie durch den sogenannten Nachholfaktor geringer ausfällt." Schon im vergangenen Jahr seien die Preise deutlich gestiegen, die Renten allerdings kaum.
Der sozialpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Pascal Kober, verteidigte den Nachholfaktor. Es sei wichtig, dass er wiedereingeführt werde und gleichzeitig eine Aktienrente zur finanziellen Entlastung der Beitragszahler zügig auf den Weg gebracht werde, erklärte er. "Sonst werden künftige Generationen die Rentenzahlungen nicht mehr schultern können."
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch bezweifelte, dass die Rentenerhöhung angesichts der steigenden Preise ausreicht. Die Erhöhung sei zwar "eine gute Nachricht" für Rentnerinnen und Rentner, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Es sei aber "eben nur ein Inflationsausgleich".
Grundsätzlich folgt die Rentenanpassung der Entwicklung der Bruttolöhne in Deutschland. Zusätzlich werden die Veränderungen des Beitragssatzes in der Rentenversicherung und die Entwicklung des zahlenmäßigen Verhältnisses von Beitragszahlern und Rentnern über den sogenannten Nachhaltigkeitsfaktor berücksichtigt.
W.Stewart--AT