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Saisonarbeiter: Arbeitsministerium will sozialversicherungsfreie Zeit verlängern
Das Bundesarbeitsministerium will die Dauer, innerhalb derer Saisonarbeitskräfte sozialversicherungsfrei beschäftigt werden können, verlängern. Erntehelfer sollen künftig 90 statt bislang 70 Tage abgabenfrei arbeiten dürfen, wie aus einem Referentenentwurf zur sogenannten kurzfristigen Beschäftigung hervorgeht, welcher der Nachrichtenagentur AFP am Freitag vorlag. Ziel ist demnach, "den Selbstversorgungsgrad mit Obst und Gemüse zu erhöhen".
Das Arbeitsministerium verweist auf den "besonderen Bedarf der Landwirtschaft an Saisonbeschäftigten während der Pflanz- und Erntezeit". Die Betriebe würden durch die Maßnahme entlastet, weil sie Erntehelfer länger beschäftigen können, ohne in die Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung einzuzahlen. Die Befreiung gilt demnach für den Obst-, Gemüse- und Weinanbau zwischen März und Oktober.
Die Gewerkschaft IG BAU kritisiert dies scharf: "Das geht in die vollkommen falsche Richtung", erklärte der Gewerkschafter Christian Beck. "Die sozialversicherungsfreie Zeit gehört eher gekürzt, am besten ganz abgeschafft."
Der Gewerkschaft zufolge war die kurzfristige Beschäftigung ursprünglich vor allem für Studierende, Rentner und Hausfrauen gedacht, die anderweitig sozialversichert sind. "Für die Saisonkräfte, die meistens aus dem osteuropäischen Ausland zu uns kommen und selbst keinen Versicherungsschutz haben, fehlt so der Zugang zur gesetzlichen Krankenversicherung", kritisierte die IG BAU. Die in der Regel vom Arbeitgeber abgeschlossene private Gruppenkrankenversicherung für Erntehelfer sei kein angemessener Ersatz.
Problematisch sei auch, dass die Saisonarbeitskräfte nicht in die Rentenkasse einzahlen. "Gerade wenn für den Saisonbeschäftigten diese Arbeit auf unseren Feldern ein Teil des jährlichen Haupteinkommens abdeckt, ist es umso wichtiger, hier Rentenanwartschaften anzusammeln", erklärte Beck. "Da ist doch die Altersarmut schon programmiert. So sollten wir mit den Menschen, die dafür sorgen, dass wir täglich frisches Obst und Gemüse auf den Teller bekommen, nicht umgehen."
N.Mitchell--AT