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Thyssenkrupp-Chef: Energiewende mit Wind und Sonne in Deutschland "nicht sinnvoll"
Der Chef des Industriekonzerns Thyssenkrupp, Miguel López, hat die deutsche Energiepolitik der vergangenen Jahre scharf kritisiert. Eine Energiewende mit Wind und Sonne in Deutschland sei "schlichtweg nicht sinnvoll", sagte er dem Magazin "Focus" nach Angaben vom Freitag. "In Europa gibt es genau zwei Regionen, die wettbewerbsfähig grünen Strom produzieren können: Skandinavien und die iberische Halbinsel. Von dort müssen wir den Öko-Strom in großen Mengen importieren. Nur dann können wir im Energiebereich wettbewerbsfähig werden."
Der Strompreis in Deutschland müsse langfristig auf drei Cent sinken, "wenn unsere Industrie überleben will", forderte López. Auf die Frage, ob er mit Abwanderung drohe, sollte der Strompreis nicht deutlich sinken, antwortet der Thyssenkrupp-Chef: "Das ergibt sich von allein, da muss ich gar nicht drohen. Welche energieintensiven Unternehmen können denn das aktuelle Preisniveau durchhalten?"
Thyssenkrupp hatte am Donnerstag seine Umsatzerwartung für das laufende Geschäftsjahr deutlich nach unten geschraubt. Der Konzern erklärte, das "schwache Marktumfeld in wichtigen Kundenindustrien wie der Automobilindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau und der Bauwirtschaft" seien für Thyssenkrupp deutlich zu spüren. Problematisch ist vor allem das Stahlgeschäft. Der Konzern strebt einen Verkauf der seit Jahren kriselnden Sparte an.
Zum Schutz vor unfairer Konkurrenz forderte López Einfuhrzölle für Stahl. Mit Blick auf den hohen US-Zoll auf Stahlimporte - er beträgt für die meisten Länder 50 Prozent - sagte er: "Wir beobachten, dass sich Kapazitäten aus dem außereuropäischen Ausland – vor allem aus Asien, aber auch aus Brasilien – in Richtung Europa verlagern." Dieser Effekt sei gefährlich. "Deshalb sollten wir die Regeln der US-Regierung für den Stahl auf EU-Ebene eins zu eins übernehmen", forderte López.
Ein Gewinnbringer im Konzern ist die Marinesparte TKMS. Thyssenkrupp will 49 Prozent der Sparte noch in diesem Jahr an die Börse bringen. López zeigte sich offen auch für eine Beteiligung des Staates. "Ich möchte das für die Zukunft nicht ausschließen", sagte er dem "Focus". Im Moment sei es aber nicht geplant. Thyssenkrupp wolle "das neue Unternehmen TKMS langfristig mehrheitlich führen", versicherte der Konzernchef.
H.Gonzales--AT