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Chef der Internationalen Energieagentur sieht in globaler Energiekrise eine Chance
Der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, sieht in der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise eine Chance für eine nachhaltige globale Energiewende. "Wir sind mitten in der ersten globalen Energiekrise", sagte Birol am Dienstag in einem virtuellen Treffen mit Mitgliedern des Oxford Climate Journalism Network. Diese Krise biete aber die Chance einer "historischen Veränderung hin zu einem sichereren und saubereren Energiesystem".
Um von russischem Öl und Gas unabhängig zu werden, stellten derzeit zahlreiche Länder ihre Energie- und ihre Klimapolitik auf den Prüfstand, sagte Birol. So wie die Ölkrisen in den 70er Jahren binnen kürzester Zeit zur Entwicklung deutlich sparsamerer Autos geführt hätten, werde auch die aktuelle Energiekrise zu Innovationen führen.
Birol verwies auf den Zehn-Punkte-Plan für mehr Unabhängigkeit von russischen Gasimporten, den die IEA Anfang März vorgelegt hatte. Er sieht außer der verstärkten Nutzung von erneuerbaren Energien sowie Atomkraft auch eine Diversifizierung der Gasimporte durch mehr Lieferungen aus Ländern wie Norwegen, Algerien oder Aserbaidschan vor. Außerdem rät die in Paris ansässige Organisation zu einer Beschleunigung von energetischen Sanierungen im Gebäudesektor sowie zu Energiesparmaßnahmen der Verbraucher.
Birol hob hervor, dass langfristige Investitionen in große Projekte mit nicht-fossilen Energien keine Lösung für die derzeitigen akuten Versorgungsprobleme seien. Ein vollständiger Verzicht auf Erdöl und Erdgas sei vorerst nicht möglich.
Birol warnte aber davor, zur Verringerung der Abhängigkeit von russischen Energieimporten in großem Umfang auf klimaschädliche Kohle zu setzen. Niemand solle meinen, dass der Ukraine-Krieg "eine Welle einer neuen großangelegten Nutzung von fossilen Energieträgern" rechtfertige, betonte der IEA-Chef. "Die Welt muss nicht zwischen der Lösung der Energiekrise und der Klimakrise wählen."
T.Wright--AT